1914 - 1941 - 1999
Über den Balkan zum Öl
1914 - Erster Weltkrieg
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Beide mitteleuropäischen Reiche (gemeint sind Deutschland und Österreich-Ungarn) haben ein gemeinsames, großes Interesse an der Verkehrs- und Handelslinie über Konstantinopel (Istanbul) nach dem Orient. Das ist ein Landweg erster Ordnung. Auf die Sicherheit dieses Weges muß insbesondere Deutschland alles Gewicht legen, weil seine Zusammenhänge mit der Türkei an das Vorhandensein dieser Linie gebunden ist. Wir haben ja im Kriege erlebt, welcher Schaden dadurch hätte entstehen können, daß die Serben ein Stück dieses Weges besaßen. (...) Alles was an der Balkanbahn liegt, liegt an der für uns notwendigen Linie Hamburg-Suez, die wir uns von niemanden dürfen sperren lassen.
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Friedrich Naumann in Bulgarien und Mitteleuropa, 1916; Hervorhebung durch uns
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Vielleicht ist diese letztere Aufgabe zu groß und unerreichbar, wenn ich auch der Meinung bin, daß gerade der Kaukasus mit Rücksicht auf seine bedeutenden Erzschätze für Deutschland unentbehrlich ist. Der Kaukasus ist heute noch das Land, welches die größte Produktion an Manganerzen hat, das zur Herstellung von Stahl unumgänglich notwendig ist. Der Besitzer dieser Erze wird mehr oder weniger die Stahlproduktion Amerikas (...) von sich abhängig machen, das heißt im Preise beeinflussen können.
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Denkschrift von August Thyssen, September 1914
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Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Serbien als Machtfaktor auf dem Balkan ausgeschaltet werden müsse.
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Kaiser Franz-Joseph, Österreich
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Mit den Serben muß aufgeräumt werden, und zwar bald.
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Wilhelm II., Deutschland
zitiert nach Die deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch, 1914, Bd.1, S.71 bzw. S.13
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Rumänien wird sicherlich Bessarabien von Rußland, Bulgarien die südliche Hälfte von Serbien bekommen, greifen beide als unsere Bundesgenossen zu den Waffen, so wird ihr Anteil größer werden müssen. (...) Für Bulgarien ließe sich der serbische Teil dann wohl vergrößern.
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Heinrich Claß, Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes in Die Kriegszieldenkschrift, September 1914
1942 - Zweiter Weltkrieg
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Vorbereitet werden muß die Übernahme der Erdölanlagen in den verschiedenen Gebieten Arabiens und Irans.
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Fritz Grobba (Auswärtiges Amt): Zum Vordringen Deutschlands über den Kaukasus nach dem arabischen Raum, 5.2.1942
1999 - NATO-Krieg
UND HEUTE? - DIE SPD AUF DEM MARSCH IN DEN KAUKASUS
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Noch während rot-grüne Tornados gen Belgrad flogen, kursierte, von der Öffentlichkeit bis heute unbeachtet, innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion ein 17-seitiges »Positionspapier«, das die Partei auf den möglichen nächsten Waffengang im Namen von »Demokratie« und »Menschenrechten« vorbereiten sollte. Titel des Papiers: »Zukunftsregion Kaspisches Meer. Deutsche Interessen und europäische Politik in den transkaukasischen und zentralasiatischen Staaten«. Mit einem Vorwort von Scharping werden da die Interessen der deutschen Wirtschaft im Kaukasus ausgebreitet.
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Transkaukasien war schon des öfteren Ziel deutscher Interessen. Reichskanzler von Bethmann-Hollweg hat vor gut 80 Jahren eine Politik der »Abgliederung« als Instrument der deutschen Expansionspolitik im Osten zur Strategie erklärt. Es ging ihm um die »Befreiung der Völker des Kaukasus vom Joch der Moskowiter«. Auch ein anderer Führer des deutschen Imperialismus' wollte in den Kaukasus, scheiterte aber bekanntlich vor Stalingrad. Und damals, wie heute geht es um die riesigen Öl- und Gasvorkommen rund um das Kaspische Meer. Erst wenn man die von der SPD bezeichneten »Deutschen Interessen« in dieser Region zur Kenntnis nimmt, wird klar, was die deutschen Soldaten auf dem Balkan sollen. Es ist der erste militärisch abgesicherte Vorstoß auf das schwarze Gold im Kaukasus nach 1945.
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